Das A und O für einen guten Seemann ist seine Ausbildung. Da heutzutage leider keine ‚klassischen Matrosenschulen‘ mehr existieren, ist jeder der sich eine gute Ausbildung aneignen möchte, selbst dafür verantwortlich. Viele lernen das Matrosenhandwerk dort, wo man es am besten kann: auf einem Schiff. Die Arbeit mit den Tampen, das Knüpfen von Knoten und Steken, das Segel setzen und bergen ist am besten zu lernen, wenn es auf einem segelnden Schiff praktiziert wird.
Doch das ist nicht das Einzige, was zu einem Seemann dazu gehört und wofür es auch außerhalb von Schiffen viele Möglichkeiten des Lernens sich bieten. Der wichtigste Aspekt ist die der Sicherheit. Diese sollte stets vor Augen gehalten und die Ausbildung dazu immer auf den neusten Stand gebracht werden. Auch im nautischen Bereich gibt es viel zu lernen, was auch für den gemeinen Matrosen kein unbekanntes Gewässer darstellen sollte. Und zu guter Letzt ist das Bootsmannshandwerk eine Fertigkeit, die ein Seemann in Grundzügen beherrschen und ausführen sollte
Ein Überblick, was wo und wie gelernt werden kann, soll folgendes bieten:

Wenn man anfängt, auf traditionellen Schiffen zu segeln, ist das Erste was man lernt, verschiedene Sicherheitsaspekte. Welche Notalarme gibt es, wie verhalte ich mich bei welchem Notfall und wo finde ich welche Sicherheitsausrüstung. Gerade das Letzte ist natürlich von Schiff zu Schiff unterschiedlich, während die Notsignale und das Verhalten bei Notfällen in Grundzügen immer gleich ist. Jedes Schiff hat da sein eigenes Konzept mit der Wissensvermittlung und dem Training von der Sicherheit. Einige Schiffe bieten sogar Sicherheitslehrgänge und -törns an.
Wer jedoch tiefer eintauchen will, um eine fundierte Basis an Wissen zu haben um für die Allgemeinheit an Notfällen gewappnet zu sein, der kommt um einen Basic Safety Kurs nicht drum herum. Diese Basic Safety Kurse sind nach den internationalen Regelungen des STCW 95 standarisiert und der Besitz ist sogar manchmal Pflicht um auf einigen Schiffen anheuern zu können. Der Kurs beinhaltet Themen wie Überleben auf See, Brandbekämpfung, Erste Hilfe, persönliche Sicherheit und vieles mehr. Normalerweise geht der Kurs zwei ganze Wochen mit vielen Praxiseinheiten wie dem Benutzen von Überlebensanzügen, Benutzen eines Freifallbootes und einer Rettungsinsel, Notsignalen und anderen. Abschließen wird der Kurs mit einer Prüfung und zwei Zertifikaten. Das Zertifikat ist fünf Jahre gültig und wird danach inaktiv. Das heißt, es kann auch nach den fünf Jahren durch einen Refresher Kurs wieder aktiviert werden, welcher zwei Tage dauert und das Zertifikat ist weitere fünf Jahre gültig. Zusätzlich zu dem Basic Safety Kurs gibt es noch weitere Kurse, die zusätzlich belegt werden können: Rettungsbootmann, fortschrittliche Brandbekämpfung etc. Hier ist eine Übersicht über alle Anbieter solcher Kurse.
Um einen Basic Safety Kurs machen zu können, brauch man allerdings eine Seediensttauglichkeit. Diese bescheinigt, dass man körperlich dazu in der Lage ist, den Dienst auf einem Schiff auszuführen und ein dafür ausreichendes Seh- und Hörvermögen mitbringt. Allerdings darf nicht jeder Arzt solch eine Untersuchung durchführen, in der Tat sogar nur sehr wenige. Hier kann man nach Ärzten suchen, die berechtigt sind, eine solche Tauglichkeit fest- und ausstellen dürfen.
Wer mehr über Nautik wissen möchte oder gar die Laufbahn eines Steuermanns einschlagen möchte, dem stehen auch viele Wege offen. Neben dem Studium der Nautik ist es auch möglich, über eine Ausbildung diesen Grad an Wissen zu erlangen oder über den Erwerb von Scheinen eine Befugnis zu bekommen. Auch andere Länder bieten dafür verschiedene Möglichkeiten an, um diesen Weg einschlagen zu können.
Studium:
Der ganz klassische und sicherste Weg, wenn man allen Beschränkungen aus dem Weg gehen will, ist ein klassisches Nautikstudium an einer Hochschule (zurzeit angeboten in Flensburg, Wismar, Jade und Emden). Dieses dauert in der Regel 8 Semester und schließt mit einem Bachelor ab.
Es gibt aber auch den Weg über eine Seefahrtschule. Dort kann man ein nautisches Befähigungszeugnis nach STCW erlangen in zwei Varianten. Entweder für alle Fahrtgebiete und ohne Einschränkungen, was zwei Jahre dauert und eine Ausbildung voraussetzt. Oder als nautischer Wachoffizier in nationaler Fahrt, die ein Jahr dauert und entweder eine Schiffsmechanikerausbildung voraussetzt oder eine Fahrtzeit von 36 Monaten.
Wer bestimmte Befähigungszeugnisse braucht, findet hier eine Auflistung dieser Scheine und was dafür benötigt wird.
Scheine:
In Deutschland kann man Segelscheine erwerben, die es einem auch ermöglichen, mit Einschränkungen, als Nautiker auf Traditionsschiffen zu segeln. Folgende Scheine stehen zum Erwerb bereit:
- SBF Binnen: Ein Schein zum Führen von Motor- oder Segelschiffen im Binnenbereich. Theorie dauert zwei Tage und Praxis drei oder paar mehr Nachmittage.
- SBF See: Ein wichtiger Schein, der sehr oft zum Chartern von Booten oder Yachten gefordert wird. Dauert genauso lange wie der SBF Binnen. [Hinweis: Erst den SBF See machen, dann den SBF Binnen. Dadurch erspart man sich zwei Praxisprüfungen machen zu müssen.]
- SKS: Ein schon etwas umfangreicherer Schein, der das Führen von Yachten im Küstenbereich und gewerblich genutzten Sportbooten im Küstenbereich erlaubt. Vorraussetzung ist der SBF See
- SSS: Erlaubt das Führen von Yachten und gewerblichen Sportbooten in kleineren Meeren wie z.B. Nord und Ostsee. Beinhaltet viele Themengebiete von Navigation über Wetterkunde bis Recht, ist also sehr umfangreich. [Hinweis: Vorraussetzung dafür ist ’nur‘ der SBF See. Man muss also nicht den SKS haben, um den SSS machen zu dürfen.]
- SHS: Erlaubt das Führen von Yachten und gewerblichen Sportbooten überall. Beinhaltet ein paar Sonderthemen wie Wetter in den Tropen oder Astronavigation. Hier ist der SSS Vorraussetzung.
- TSS: Das ist der Schein, den man anstreben sollte, wenn man Kapitän auf Traditionsseglern werden will. Er erlaubt das Führen von Traditionsschiffen bis 55 Meter. Vorraussetzung sind der SSS oder der SHS. Erworben kann er, in dem man Nachweise erbringt, dass man bestimmte Sachen von einer Liste erfüllt hat wie Rahen abschlagen oder Manöver fahren.
INTERNATIONAL:
Hier findet sich eine schöne Übersicht zu den Möglichkeiten in Großbritannien.
In den Niederlande gibt es eine Seefahrtschule, die Enkhuizer Zeevaartschool . Diese bietet zwei Ausbildungsabschlüsse an, einmal ein Abschluss für die Kleine Zeilvaart und ein Abschluss für die Grote Zeilvaart. Diese berechtigen den Besitzer als Kapitän auf kommerziellen Segelschiffen zu fahren mit gewissen Einschränkungen für die Kleine Zeilvaart.
Gerade in diesem Bereich ist es nicht leicht, adäquate Ausbildungen zu finden. Einige Segelschiffe bieten Kurs an, wie zum Beispiel die Roald Amundsen, die seit 2018 ein Bootsmannskurs anbietet oder die Thor Heyerdahl, die einen Takelworkshop im Repertoire hat. Neben diesen vereinsmäßigen Angeboten gibt es zum Beispiel noch eine niederländische Seefahrtschule, die einen Kurs für Bosuns anbietet in niederländisch mit englischer Übersetzung. So etwas wie eine Ausbildung bietet die National Historic Ship Organisation in Großbritannien an. Dort wird ein Stipendium ausgeschrieben, das es jungen Menschen ermöglicht, das Handwerk zur Instandhaltung alter Schiffe über ein Jahr zu erlernen. Des weiteren bietet die Picton Castle eine Bosun-Schule an. Oder die STAG hat ein Takelworkshop im Angebot, um die Grundlagen zu erlernen.
Zusätzlich gibt es noch andere Qualifikationen, die erworben werden können.
- SRC und LRC. Das sind zwei Funkzeugnisse, die es dem Besitzer erlauben im Ultrakurzwellen und im Kurz- und Grenzwellenbereich mit den entsprechenden Funkgeräten zu arbeiten.
- SKN und FKN. Diese beiden Nachweise geben dem Besitzer die rechtliche Erlaubnis mit Notfallfeuerwerkskörpern zu hantieren und auch eine Notsignalpistole bedienen zu dürfen.

Doch natürlich besteht das Matrosenhandwerk nicht nur aus den Lektionen, die ich oben aufgelistet habe. Das sind die offiziellen Sachen wofür man schöne Scheine kriegt, die man bei jeder Bewerbung mit einreichen kann. Grundlegende Dinge, was ein Matrose können muss, möchte ich hier auflisten und zwar nach verschiedenen ‚Stufen‘. Das Buch ‚Praktische Seemannschaft auf traditionellen Segelschiffen‘ ist dabei eine große Hilfe.
- Aufklaren des Decks
- Deck schrubben
- einfetten der Takelage
- Rost klopfen, Halten der Logrolle, Messing putzen
- abstoppen beim holen
- lernt Ausguck und Ruder kennen
- Holen und Losmachen der Segel
- kleinere Segel festmachen
- rudern und wriggen
- kleinere Segel alleine festmachen
- kennt alle Tampen des Schiffes
- kennt die Handhabung der Segel bei den Manövern in den Grundzügen
- kann unter normalen Umständen steuern
- Pflegearbeiten wie Blöcke ausbessern, Stengen und Masten abkratzen, Legel festnähen, Taklings aufsetzen
- ein Boot rudern und wriggen können
- Trossen beim verholen führen
- Alle an Bord gebräuchlichen Apparate und Werkzeuge kennen
Neben das was ein Schiffsjunge und ein Leichtmatrose können muss, noch folgende Sachen:
- ein Boot manövrieren
- Segel setzen, bergen, reffen und festmachen
- manövrieren unter Segeln und festmachen im Hafen
- Warpen, führen und ankerlichten
- ein guter Rudergänger sein
- alles laufende und stehende Gut scheren können
- Segel abschlagen und unterbinden können
- vertraut sein im Umgang mit Log und Lot
- Spleiße, Steke, Knoten, Bändsel, Platting, Matten und Stropps können
- das laufende Gut eines Schiffes bestellen, pflegen und das Rigg reparieren können
- das Aufbringen und Niederholen von Rahen und Stenge, Ein und Ausbringen des Klüverbaumes
- Wantbändsel aufbringen, Jungfern einbändseln, Want knoten, ein Stopper auf ein Segelliek setzen und nähen kann im geringen Umfang#
- Instandhaltung jeder Art wie Rost klopfen, labsalen, scheuern, Mast ölen, Rahen malen, Rundhölzer schrappen