Fußpferde

Was suchen eigentlich die Pferde unter der Rah? Für die  vielleicht Nichtwissenden: die Fußpferde sind Taue, die unterhalb der Rah gespannt sind, um sich darauf zu stellen, während man mit dem Segel arbeitet. Aber wieso jetzt Pferde? Der Begriff Fußpferde ist eine Wandlung des Wortes Fußpeerde und das Wort peerd hatte damals im friesischen die Bedeutung ‚treten‘. So hat es auch Sinn gemacht, mit den Füßen drauf zu treten.

Leesegel

Eigentlich komisch oder, wo man doch diese Art von Segel eigentlich nur bei achterlichen Wind setzt oder wenn nicht, dann eher auf der Luvseite? Auch hier ist die Bedeutung eine andere. Der Teil ‚Lee‘ kommt von dem Wort Leistsegel, was sich in das Niederländische mit ‚Lijzail‘ eingeschmuggelt hat, welches wiederrum in das Deutsche als Leesegel übernommen hat. 

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Brise oder Prise

Eine schöne Brise ist gut fürs voran kommen, eine gute Prise gut für die Kasse. Eine Brise ist uns allen bekannt. Vielleicht aber nicht eine Prise. Das war nämlich der finanzielle Teil, den eine Besatzung eines Schiffes bekam, wenn sie ein anderes Schiff gekapert hatte. War es ein Handelsschiff mit reicher Ladung, war das Prisengeld besonders gut ausgefallen und die (überlebenden) Matrosen waren gemachte Männer. Ein gegnerisches Kriegsschiff brachte auch gut was ein (Kanonen und andere Beute), war jedoch gefährlicher für die Besatzung. Das Geld wurde von der jeweiligen Regierung bezahlt, die sich dadurch auf einfache Art und Weise ein neues Schiff und Beute aneignen konnten und die Matrosen wurden so dazu angehalten, mehr Schiffe zu kapern und besser zu kämpfen um viel Beute zu machen. So konnte auch ein einfacher Matrose es zu Wohlstand bringen.

Hals- und Schotbruch

Wer kennt ihn nicht, den Spruch ‘Mast- und Schotbruch’? Doch genau genommen macht er kein Sinn. Wieso sollte man wollen, dass auf seinem Schiff der Mast bricht?

Viel mehr Sinn macht hingegen ‘Hals- und Schotbruch’. Der Hals ist der Tampen, der die untersten Rahsegel (Untersegel) nach vorne abspannt, wohin gegen die Schot zum Abspannen nach hinten da ist. Kommt viel Wind auf, welche von dem Mast nicht mehr gehalten werden kann, ist es am Besten, wenn der Hals und die Schot reißen, damit das Segel im Wind flattert und den Mast nicht mehr belastet, damit dieser heil bleibt. Neue Segel und Tampen sind einfacher anzubringen, als ein neuer Mast.

Besanschot an

Das Leben auf einem Schiff war entbehrungsreich. Doch an einem hat es nie gefehlt: Alkohol. In der britischen Marine hatten die Matrosen sogar das gesetzliche Recht auf ihre täglichen Portionen Alkohol, meistens in Form von Rum. Doch irgendwann ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass es vielleicht besser ist, nicht jeden Tag Alkohol zu trinken. Trotzdem ist der Durst der Matrosen bis heute nie versiegt, doch heute ist es erst erlaubt an Bord eines Schiffes etwas alkoholisches zu trinken, wenn der Kapitän das erlaubt. Und um die Erlaubnis nicht so hart klingen lassen, hat man sie hinter dem Ausdruck ‚Besanschot an‘ oder im Englischem ’splice the main brace‘ versteckt.

Hundewache

Es gibt verschiedene Wachsysteme an Bord eines Schiffes. 4 oder 6 Stunde Wache, rotierend oder nicht rotierend. Und es gibt bestimmte Wachzeiten, die sind sehr angenehm und andere eher nicht so. Nun ist es im Deutschen so, dass man die Wache von Mitternacht bis 4 Uhr morgens als Hundewache bezeichnet, einfach weil es eine sehr unangenehme (wenn nicht sogar die unangenehmste) Zeit ist, um Wache zu schieben, aber einer muss ja. Wichtig ist aber das nicht mit der englischen ‚dogwatch‘, was ja übersetzt genau das gleiche bedeutet, zu verwechseln. Denn in dem englischen 4-Stunden-rotierendem System wird die Zeit von 16 bis 20 Uhr als dogwatch bezeichnet, weil es die Zeit ist, in der die Wache nur 2 Stunden dauert um das Wachsystem zum rotieren zu kriegen. Es gibt also in diesen vier Stunden einmal die ‚1st dogwatch‘ und die ‚2nd dogwatch‘, die sich diese Wache teilen.

Labskaus

An den Küsten Deutschlands findet man in vielen Restaurant ein Gericht auf der Karte, dass für viele Landbewohner unbekannt ist: Labskaus. Ein Gericht das so richtig zum Sattessen ist aber gleichzeitig so liebevoll zubereitet wird wie andere piekfeinen Essen vom Lande. Da die hart arbeitende Bevölkerung am Meer reichhaltiges Essen benötigte und Fisch auf die Dauer zu einseitig war, wurde eine Kombination aus Fleisch und Fisch erstellt, die sich im Labskaus wieder findet. In der Tat ist Labskaus eher ein Fleischgericht als ein Fischgericht, weil die Küstenbewohner Fisch mit der Zeit nicht mehr sehen konnten. Fleisch war für die Matrosen aber aufgrund von Zahnmangel durch Skorbut oftmals schwer zu essen. Die Lösung war püriertes Pökelfleisch meistens aus dem Bauchlappen vom Rind. Daher kommt auch die erste Silbe ‚Lab‘ aus dem Wort Labskaus. ‚kaus‘ ist wiederum eine Schale, weswegen Labskaus nicht anderes als eine Schale gehacktes bedeutet. Hier ein altes Rezept.

Es gibt noch so viele weitere Begriffe mit denen heute kaum jemand noch etwas anfangen kann. Damit man bei einer Lektüre oder bei dem Disput mit einem richtigen Seemann nicht aussieht, wie eine Flunder an Land, möchte ich hier die Begriffe auflisten, die es so im maritimen Sprachgebrauch gibt:

BegriffErläuterung
BalkwegerDient zur Längsversteifung des Schiffes und zur Auflage der Decksbalken.
BarkholzDabei handelt es sich um oftmals eine herausstehende Planke an dem Seitenrumpf des Schiffes.
BesanruteBezeichnet die Spiere, an der das Lateinersegel befestigt ist. Das obere Ende ist die Feder und das untere der Wagen.
BetingEs gab Anker oder Mastbetinge, welches senkrechte Balken waren, die oftmals bis zu dem Deck darunter reichten und entweder für die Ankertaue zum halten und führen dienten oder am Mast mit eingesetzten Blöcken versehen waren und für laufendes Gut auch benutzt werden konnten.
BodenwrangenPlanken die quer direkt über dem Kiel platziert werden
BorgstagIst auf älteren Schiffen oftmals ein zweites Stag unterhalb des Fock und Großstages, welches etwas kleiner ausfällt.
BrassenschenkelSind die Vorläufer von der Rah bis zu dem Block, der die Brasse vom holenden zum festen Part umlenkt.
BulinsSind nichts anderes als Luvliekvorholer.
DollbordSo wird das Schanzkleid eines Bootes bezeichnet.
EselshauptSo wird das Ende eines Mastes oder einer Stenge bezeichnet, die in einem größeren Holz steckt, um den Mast oder die Stenge mit einer weiteren Stenge verlängern zu können.
FischungSind die Hölzer, die in die Öffnung am Deck eingelegt wurden, um den Mastfuß einzufassen.
GangbordSo werden die Gänge neben der Kuhl bezeichnet.
GreepSo wird der Übergang zwischen Vordersteven und Kiel bezeichnet.
HackbordDer letzte Balken ganz oben am Ende des Hecks.
KalbenSind Rundhölzer, die Seitlich an einem Mast direkt unterhalb der Saling angebracht sind, über die die Wanten dann an dem Mast angebracht sind und vor Scheuern bewahren.
KnechtSo werden die senkrechten Holzbalken genannt, die die Nagelbänke tragen.
KonterbrassenSind in der Tat nicht nur die Brassen einer Blinderah sondern auch deren Toppnanten.
LadetakelIst im Prinzip ein Ladebaum nur ohne Baum, bestehend aus einem Hanger, einem Aufholer, mit dem man das Ausfahren kontrollieren und einem Takel der die Höhe bestimmen konnte.
LeitkragenDabei handelt es sich um Hölzer, die Führungslöcher haben, um Tampen am Bugspriet zu führen.
LeuwagenDieses Objekt ist eine an Deck horizontale angebrachte Metallstange zum führen der Schot.
LotenDas umfasst die ganze Länge von Vordersteven bis Achtersteven.
NüstergatBezeichnet auf älteren Schiffen einen Zwischenraum zwischen dem Kiel und den Planken, wenn der Kiel heraus ragt und die Planken schräg angebracht sind.
Ohrhölzer/JudasohrenDamit sind die beiden Hölzer gemeint, die direkt neben dem Bugspriet senkrecht aufgerichtet sind und diesen einfassen.
PenternSo wird ganz einfach das Hochziehen eines Ankers bezeichnet. Der Penterbalken diente als Hilfsmittel.
Scheggein hölzerner Anbau am Vordersteven zum Befestigen des Klüverbaums
SchegkniehackenUnter dem Bugspriet am Ende des Galions findet sich ein nach unten offener Hacken, der zum Fassen des Großstages ist.
SchlietenDabei handelt es sich um ein Holzteil, dass bei einem Gaffelsegel mehrreihige Racks auseinander hält.
SchloßholzIst normalerweise das Holz, welches die Stenge auf der Saling nach unten verankert.
SchmeerreepDas Tau das zum Spannen eines neuen Unterlieks eines Gaffesegels beim Reffen benutzt wird.
SchweinsrückenIst in der Tat nicht ein Knoten, sondern Aussparungen an der Rumpfseite für die Flunken der Anker.
SponnungSo wird deine Rille im Kiel bezeichnet, in der die Planken eingesetzt werden.
SprietzurringIst das erste stehende Gut, dass auf einem traditionellen Schiff aufgeriggt wurde und verbindet den Bugspriet mit dem Scheg.
SprutenSo werden die einzelnen Enden der Bulins, also der Luvliekvorholer bezeichnet.
StagkragenIst an dem unteren Ende des Stages die Schlaufe zur Befestigung.
StengewindereepDiese befinden sich an der Unterseite des Eselshaupt und dient zum heißen oder fieren der Stenge.
StoßkalbenEine Spante kann man oftmals nicht aus einem Stück gemacht werden. Wenn die beiden Stücke nicht überlappend gemacht werden, so werden sie mit einem kleinen Verbindungsstück zusammen gebracht.
SüllSo werden im Allgemeinen die Begrenzungsleisten einer Luke bezeichnet.
TrampelrahmenSo wird der Rahmen von Stückpforten bezeichnet.
WurstIst oftmals ein Stab, der an den Wanten ziemlich weit oben angebracht wurde, um sie in dem richtigen Abstand zu halten und an denen oftmals die Püttingswanten ansetzten.
xxx-brilleSind im Prinzip zwei Metallringe, die aneinander befestigt sind und so zum Beispiel Leesegel mit der Rah oder den Klüverbaum mit dem Bugspriet verbinden.