Ein Bootsmann zu sein, heißt, sich um die Instandhaltung des Schiffes zu kümmern. Er sollte aus den vielen Teilbereichen an Tätigkeitsfeldern, die es bei Schiffen gibt, jeweils die erweiterten Grundlagen beherrschen. Das heißt er muss kein ausgebildeter Bootsbauer, Schreiner, Segelmacher oder Schmied sein, aber er wird aus jedem dieser Bereiche etwas lernen und wissen müssen, um als guter Bootsmann zu fungieren. Es wäre zu schwierig an dieser Stelle, all die Tätigkeiten aufzulisten und zu erklären, deswegen soll es an dieser Stelle eine kleine Auflistung sowie eine kurze Erläuterung bestimmter ‚besonderer seemännischer‘ Fertigkeiten geben.
Trensen
Das Trensen wird heutzutage sehr viel bei Metalltauwerk eingesetzt. Im Grunde besteht das Trensen darin, die Kardeele eines Taus mit dünnerem Tau oder Garn auszufüllen, damit im Endeffekt ein schönes rundes Tau entsteht. Das hat neben der Erzeugung der Rundung auch den Sinn, das Wasser aus den Rillen draußen zu halten und damit ein Verrotten oder ein Verrosten des Taus vermeidet. Bevor mit dem Trensen angefangen wird, wird das Tauwerk natürlich ordentlich gespannt und geteert. Das in die Rillen gelegte Tauwerk sollte natürlich die entsprechende Dicke haben, um die ‚Keepen‘ ganz auszufüllen. Ansonsten muss noch ein zweites gelegt werden. Beim legen wird der Trensing immer ordentlich steif geholt. Soll das Material nur getrenst werden, muss in bestimmten Abständen ein Takling oder Bändsel gesetzt werden. Ansonsten kommt eine Schicht Labsal drauf und es wird mit dem nächsten Arbeitsschritt weiter gemacht.Smarten
Das Smarten umschreibt die Tätigkeit ein getrenstes Tau mit Segeltuch zu umwickeln, um ihm eine weitere schützende Schicht zu verpassen und es für das Bekleeden vorzubereiten. Dabei wird Segeltuch in Streifen geschnitten, mit der Faserung, und mit dem Schlag so um das Tau gewickelt, dass sich die einzelnen Segeltuchstreifen um ein Drittel überlappen. Gesmartet wird so, dass es im Rigg von oben nach unten verläuft um das Wasser keine Stelle zum Sammeln zu geben. Das umwickelte Segeltuch wird noch mit einem Segelgarn und einem Marlschlag an dem Tau für zusätzlichen Halt befestigt.
Bekleeden
Die letzte Tätigkeiten, um ein Tau vollständig vor Schmafilen und Wasser zu schützen, ist das Bekleeden. Drahttauwerk wird immer bekleedet da wo es Abnutzungen ausgesetzt ist, vor allem an dem Augspleiß. Soll normales Tauwerk bekleedet werden, muss es vorher gereckt, also gestreckt werden, ansonsten wird sich die Bekleedung unter Zug wieder aufdrießeln. Bekleedet wird hauptsächlich mit Hüsing, also groben Garn, welches mit Labsal behandelt wurden ist. Gekleedet wird mit einer Kleedkeule die gegen den Schlag um das Tauwerk geführt wird. Gearbeitet wird am besten zu zweit: einer führt die Kleedkeule und ein anderer die Rolle mit Hüsing. Angefangen und beendet wird eine Bekleedung immer damit, dass der Hüsing unter die ersten drei bis sechs Rundtörns gelegt und die Rundtörns ordentlich steif geholt werden.
Kalfatern
Kalfatern beschreibt eine sehr wichtige Tätigkeit, die an Holzrümpfen oder Holzdecks angewandt wird: Das Abdichten der Abstände zwischen den Rumpf- und Decksplanken. Zum Kalfatern wird ein Kalfathammer genommen, der sich von einem normalen Hammer unterscheidet, sowie Kalfateisen, die Ähnlichkeiten mit Meißel haben und vorne stumpf und mit Rillen versehen sind. Für verschiedene Stellen am Schiff gibt es auch verschiedene Eisen. Zudem wird für das Verkleiden mit Pech auch noch ein Pechlöffel und ein Pechschraber benutzt. Als Füllmaterial wird Werg genommen, das bei der Flachsbearbeitung mit abfällt und für das Kalfatern in Holzteer getränkt ist. Auch Baumwolle findet bei sehr feinen Nähten Anwendung.
Man beginnt das Kalfatern damit, dass man das Werg zurecht zupft und zu einem fingerdicken Draht sich zurecht dreht. Dieser wird dann trocken in trockene und saubere Zwischenräume eingefügt. Dabei wird mit dem Kalfateisen und dem Hammer das Weg in Buchten in die Zwischenräume gebracht, aber ohne viel Kraft hinter dem Hammer. Ab und an muss bei dieser Tätigkeit das Eisen etwas ölen um ein flüssigeres Arbeiten zu ermöglichen. Ist ein Wergdraht zu Ende, muss das neue Stück auf jeden Fall mit dem Alten verbunden werden, um Fehlstellen zu vermeiden. Ein kleiner Teil des Wergs muss immer frei bleiben für das Pech. Platz eine alte Stelle auf, weil sich das Pech löst oder der Werg heraus quillt, dann kann man auch so viel entfernen, bis man einen neuen Wergdraht hineinlegen kann. Ein vollständiges entfernen des alten Wergs ist also nicht notwendig.
Um die Arbeit abzuschließen wird Pech auf die Naht gegeben. Hier muss beachtet werden, dass das Pech nicht kochen darf. Außerdem sollte die Naht nicht überlaufen. Lieber ein zweites Mal nachpechen. Überstehendes Pech wird nach dem Erkalten abgetragen.
Kalfatern ist eine Tätigkeit für die man ein Gefühl entwickeln muss, vor allem wie stark man das Werg in die Rillen treibt. Das gelingt mit einem guten Lehrer und mit üben. Hier gibt es eine sehr schöne Zusammenfassung.